Einträge mit dem Tag ‘Wissen’

Wie wär's mit einer kleinen Supernova vor der Haustür? Einerseits muß man schon ein paar Millionen bis eher Milliarden Jahre warten, bis so ein Stern bereit für's große Feuerwerk ist. Andererseits gibt es natürlich einen ganzen Haufen Sterne da draußen, so daß es schon gelegentlich (auch in menschlichen Zeiträumen) mal kracht.

Jetzt sieht es so aus, als ob Beteigeuze (der linke Schulterstern des Orion) in nächster Zeit explodieren könnte.

Zugegeben ist das noch kein Grund, in große Begeisterung (oder Panik, je nach Geschmack) auszubrechen: zum eines ist das nur eine mögliche Interpretation der Daten, es gibt aber auch noch andere Erklärungen. Zum anderen kann in nächster Zeit durchaus heißen, daß wir noch ein paar Jahrhunderte darauf warten müssen.

Aber spannend finde ich das trotzdem.

[via Slashdot]

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Letztes Wochenende ist mir in der Kirche ein Werbeplakat für das digitale Wunschbuch aufgefallen; und da habe ich Lust bekommen, selbst ein Buch zu digitalisieren und online zu stellen.

Natürlich kann die eigene Knipskiste mit einer professionellen Repro-Kamera nicht mithalten, aber lustig wäre es trotzdem.

Deswegen gibt es ab sofort unter nibelungen.kirjoittaessani.de ein Schulbuch aus dem 19. Jahrhundert zu bewundern. Das Vorwort ist schon da, der Rest tröpfelt dann so nach und nach ins Netz...

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Wenn es darum geht, einen Verbrecher zu überführen, dann wir heutzutage gerade bei spektakulären Verbrechen gerne der genetische Fingerabdruck zuhilfe genommen. Die begriffliche Anleihe macht es schon deutlich: die DNS, die unsere Erbinformationen enthält, ist individuell einmalig. Finde ich (zum Beispiel durch einen Massengentest) eine Übereinstimmung zwischen einem Menschen und einer am Tatort gefundenen Spur, so habe ich also den Täter -- wenn die Spuren nicht zufällig übereinstimmen; die Wahrscheinlichkeit für eine solche zufällige Übereinstimmung, so ist oft zu hören, sei winzig: eins zu einer Milliarde, solche oder ähnliche Zahlen hört man dann.

Wie die Los Angeles Times Ende letzter Woche berichtete, sieht die Wahrheit wohl etwas anders aus. Selbst in mittelgroßen Datenbanken finden sich diverse Paare von Personen, deren genetischer Fingerabdruck übereinstimmt. Dabei handelt es sich durchaus nicht nur um enge Verwandte; in einem Fall gab es sogar eine Übereinstimmung zwischen einem Schwarzen und einem Weißen.

Einerseits wenig überraschend, andererseits aber doch erschreckend finde ich, daß das FBI sich offenbar bemüht, diese Erkenntnisse herunterzuspielen und weitere Überprüfungen zu verhindern.
[via Slashdot]

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Das Sternbild des Orion dürfte hinlänglich bekannt sein, aber vom Urion hatte ich bislang noch nichts gehört. Gut, die Schreibweise ist eine phonetische Eindeutschung, eigentlich heißt es EURion. Eine gewisse Ähnlichkeit zum Orion ist tatsächlich da, allerdings gibt es statt dreier nur einen Gürtelstern; außerdem findet sich der EURion an keinem Nachthimmel, sondern auf diversen Geldscheinen (und durchaus nicht nur auf europäischen).

Ursprünglich ist seine bloße Existenz geheim gewesen, und ich finde es einigermaßen erstaunlich, daß das Geheimnis über Jahre eines geblieben ist, obwohl es den Notenbanken Dutzender Länder und etlichen Softwareherstellern bekannt gewesen ist.

Zum Glück gibt es aber immer genügend neugierige Leute, und manche fragen sich auch, wie Farbkopierer es wohl anstellen, alles mögliche zu kopieren, nur keine Geldscheine. Wenn so jemand dann noch etwas von Informatik versteht, dann gibt es plötzlich ein neues Sternbild.

Ich persönlich mag ja Geldfälscher auch nicht besonders, aber ein bißchen unwohl ist mir bei solchen Techniken schon. Ein Kopierer oder ein Bildverarbeitungsprogramm zählen für mich zu den Werkzeugen, und wenn Werkzeuge selbst entscheiden, was ich mit ihnen tun darf und was nicht, dann gefällt mir das überhaupt nicht.

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Bei Telepolis gibt es einen ganz interessanten Beitrag über Wissenschaftstheorie. Ausgehend vom Kreationismus und ähnlichen Angriffen auf die Wissenschaft macht der Autor klar, daß das Attribut nur bei einer wissenschaftlichen Theorie fehl am Platze ist, da der umgangssprachliche Gebrauch des Begriffs "Theorie" völlig anders ist als der wissenschaftliche. Wissenschaftliche Theorien wie die Quantenmechanik oder die Evolutionstheorie repräsentieren das Äußerste, was an wissenschaftlicher Erkenntnis zu haben ist.

Darüberhinaus referiert er sowohl Poppers (recht bekannte) These von der Falsifizierbarkeit als auch Kuhns (weniger bekannte) Paradigma-These. Im Diskussionsforum haben sich zwar einige Stimmen erhoben, die den Artikel für oberflächlich halten, aber ich denke, man bekommt trotzdem einen Eindruck, wie Wissenschaft funktioniert.

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Auf Telepolis ist ein Interview mit John Petersen abgedruckt wiedergegeben. Das Original ist in What is Enlightenment erschienen.
Petersen äußert sich dazu, wie er sich die Energieversorgung nach dem Ende der Rohölförderung vorstellt.
Das ganze ist zwar gruselig übersetzt — ein Futurist beschäftigt sich mit Futurismus, Petersen ist wohl eher Futurologe — aber ganz interessant zu lesen. In der Zukunft, die in dem Interview beschrieben wird, wird Energie aus Äthylalkohol erzeugt, der durch Gärung aus Pflanzen entsteht. Da diese nachwachsen und dabei Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden, wären zwei wesentliche Probleme, die die Verwendung von fossilen Energieträgern mit sich bringt, gelöst.

Der letzte Teil wirkt allerdings eher komisch: Da ist von Nullpunktenergie die Rede, aber man hat das Gefühl, daß Petersen nicht wirklich weiß, was es damit auf sich hat. Dann geht es um die kalte Fusion, mit der der zweite Hautsatz der Thermodynamik ausgehebelt werden soll. Die Ausführungen hören dazu sich für mich verdächtig nach Freier Energie an — außerdem habe ich das Gefühl, daß Petersen auch den zweiten Hauptsatz nicht wirklich kennt, denn das, was er da beschreibt, scheint sich auf den ersten Hauptsatz zu beziehen.

Leider steuert Telepolis nur einen kurzen Absatz zu dem Interview bei, der diese seltsamen Aussagen wiederholt und bei der Gelegenheit auch noch von latenter Energie spricht — das ist für meinen Geschmack sprachlich zu nah an latenter Wärme, hat aber ansonsten nichts damit zu tun. Das gleiche Problem hat man auch mit dem Begriff der Freien Energie, wie ihn Pseudowissenschaftler verwenden; denn auch die freie Energie gibt es in der Thermodynamik, allerdings mit gänzlich anderen Eigenschaften.
Ich hätte es nett gefunden, wenn Telepolis sich mit den Aussagen Petersens kritisch auseinandergesetzt hätte. Auch wenn das nicht der Fall ist, haben doch zumindest einige der Kommentarschreiber im Artikelforum ihren Spaß.

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'The Pointless Albatross,' said the captain promptly. 'Flies from the Hub to the Ri—' he faltered. [...] 'From one pole of the world to the other, every year,' said the captain. He was sweating slightly.

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Die Erde war auch im Mittelalter schon eine Kugel -- jedenfalls mehr oder weniger. Das ist, zugegeben, nichts neues. Daß die Menschen das auch im Mittelalter bereits wußten, ist für mich dagegen in der Tat neu. Der Spiegel berichtet in einem etwas repetitiven Artikel über den Stuttgarter Romanisten Reinhard Krüger, der sich mit dem Thema beschäftigt.

Demnach ist die flache Erde ein neuzeitlicher Mythos, der dem Mittelalter zugeschrieben wurde. Krüger zählt einige Gründe dafür in der Dokumentation des Kolloquiums arenosus globus ("sandige Kugel", nach Hildegard von Bingen) auf.
Die Wikipedia sagt, daß heutzutage: essentially all professional mediaevalists agree with Russell that the "mediaeval flat earth" is a nineteenth-century fabrication.

Jeffrey Russell wird im englischsprachigen Netz häufig im Zusammenhang mit dem Thema genannt. Kein Wunder: er ist Autor des Buchs Inventing the Flat Earth, mit dem er dem historischen Laien die Thematik nahebringt.

Er will sogar einen tieferen Plan hinter der ganzen Geschichte erkannt haben:

The reason for promoting both the specific lie about the sphericity of the earth and the general lie that religion and science are in natural and eternal conflict in Western society, is to defend Darwinism. The answer is really only slightly more complicated than that bald statement. The flat-earth lie was ammunition against the creationists.

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An der Stelle bekomme ich dann ziemliche Bauchschmerzen -- offenbar geht es für einige Teilnehmer der Debatte um mehr als nur die Frage, welche Geometrie die Menschen des Mittelalters unserem Heimatplaneten zugeschrieben haben.

Es trägt immerhin etwas zu meiner Beruhigung bei, daß auch Leute, denen man nicht vorwerfen kann, Angst vor "Darwinisten" zu haben, im wesentlichen mit Russell übereinstimmen.

Trotzdem bleibt bei mir ein etwas ungutes Gefühl, weil ich nicht wirklich übersehen kann, wer hier aus welchem Blickwinkel argumentiert.

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