Dieser Artikel ist für mich eine Premiere -- ich nehme nämlich zum ersten Mal an einer Blogparade teil. Diejenigen, die nicht wissen, was das ist (bis gerade eben gehörte ich auch dazu) können sich das Ganze als große Schwester der Stöckchen vorstellen. Man schreibt zu einem vorgegebenen Thema, allerdings ohne daß sich das ganze endlos durch Raum und Zeit zieht; stattdessen gibt es einen Einsendeschluß (Deadline heißt das heutzutage wohl), und die Verbindung zum Erfinder der Blogparade soll -- anders als beim Stöckchen -- auch nicht abreißen.
Berufen
Also gut: diese Blogparade stammt von Wibke Ladwig, und ich habe sie bei Tanja entdeckt. Die Frage lautet schlicht: Was machen Sie beruflich? Dabei soll es insbesondere um neue Berufsbilder gehen. Was mache ich also beruflich? Ich habe gerade noch einmal nachgeschlagen: In meinem Arbeitsvertrag steht das gar nicht -- trotzdem sind mein Chef und ich uns einig, daß ich Systemadministrator bin. Das hört sich -- verglichen mit einigem, was einem bei dieser Blogparade so begegnet -- noch recht verdaulich an: es ist auf jeden Fall was mit Computern, und wahrscheinlich verrate ich den meisten von Euch nichts Neues, wenn ich mein Tagewerk zusammenfasse: ich halte die Computer am Laufen.
Fachfremd
Was heißt das konkret? Zunächst möchte ich anmerken, daß ich (wie wahrscheinlich die meisten Admins) sozusagen als interner Dienstleister fungiere: um uns herum sitzen lauter kernkompetente Menschen, die tolle Produkte herstellen, und wir sorgen dafür, daß sie dazu alles haben, was sie brauchen. Vielleicht ist der Beruf auch deshalb so vielseitig: es gibt einfach nicht genug Kollegen, um eine starke Spezialisierung zu ermöglichen.
Was tut ein Admin also für seine Kollegen (oder, wenn man so will, Kunden)? Grob kann man das in drei Bereiche einteilen: er beschafft neue Dinge (seien es nun Rechner oder Programme), er sorgt dafür, daß die vorhandene Hard- und Software funktionsfähig bleibt, und er unterstützt die Anwender im Umgang mit der EDV.
Beschaffen
Als erstes fällt einem hier wohl der Kauf neuer Rechner ein. Das hört sich vielleicht trivial an, ist es aber oft nicht: schon ein gewöhnlicher Arbeitsplatzrechner bedarf einiger Überlegung, wenn er nicht nur eine größere Zahl Festplatten beherbergen soll, sondern auch noch fünf Jahre quasi ununterbrochen Dienst tun soll (unsere Rechner laufen auch nachts und am Wochenende).
Wenn es dann darum geht, ein echtes Arbeitspferd zu kaufen, dessen Preis oft über dem eigenen Jahresgehalt liegt, wollen alle Möglichkeiten sorgfältig ausgelotet werden: wieviel Speicher, wie viele und welche Prozessoren von welchem Hersteller, brauchen wir ein Hochgeschwindigkeitsnetzwerk, und so weiter. Am grünen Tisch lassen sich diese Fragen nicht beantworten, hier sind dann Benchmarks mit unserer Software gefragt.
A propos Software: in vielen Fällen greift man auch hier einfach zum Beschaffungsauftrag. Wenn es das benötigte am Markt gibt, ist das in der Regel billiger als eine Eigenentwicklung. Aber es kommt natürlich oft vor, daß es keine fertige Lösung gibt, und dann schreibt der Admin eben selber ein Programm. Das fängt an bei einem kleinen Skript zur Automatisierung häufiger Arbeitsschritte und kann bis zu ausgewachsener Software gehen -- mein ganzer Stolz ist derzeit ein grafisches Front-End (genauer: ein CGI), für unser Batch-System.
Erhalten
Auch das einfachste Werkzeug braucht Pflege. Computer sind nun alles andere als einfach, und entsprechend aufwendig ist ihre Wartung. Fehlersuche ist an der Tagesordnung: Fehler in Hardware, Fehler in gekauften Programmen, Fehler in selbstgeschriebenen Programmen, und Fehler in Programmen der Kunden wollen gefunden und ggf behoben werden. Obwohl meine Lieblingsbeschäftigung das Programmieren ist, hat die Fehlersuche ihren eigenen, ganz besonderen Reiz: mit Intuition und den unterschiedlichsten Werkzeugen pirscht man sich -- manchmal über Tage -- immer näher an die Ursache heran, und das Gefühl, ein besonders heimtückisches Problem erfolgreich analysiert zu haben, ist schon etwas ganz Besonderes.
Auch wenn kein Fehler auftritt, gibt es immer etwas zu verbessern: Computer sind ja nur deshalb so vielseitig einsetzbar, weil auf einfachste Operationen (die vier Grundrechenarten und ein bißchen Logik) Abstraktionsebene über Abstraktionsebene gebaut wird, bis Begriffe entstehen, die ein gegebenes Problem lösbar werden lassen. Und selbst dann, wenn man mit dem Computer nur Probleme lösen will, die man ohne Computer nicht hätte, kann man sich die Arbeit mit jeder zusätzlichen Abstraktionsebene weiter erleichtern. So hilft eine Verwaltungssoftware dabei, auf einem Haufen Computer gleiche Programme zu installieren oder Einstellungen vorzunehmen, ohne jeden einzelnen anfassen zu müssen; wenn man Programme in Pakete packt, lassen sie sich leichter auf verschiedenen Rechnern mit verschiedenen Betriebssystemen installieren; Überwachungssoftware hilft, aus dem Zoo von Rechnern diejenigen mit defekten Festplatte oder fehlerhaften Programmen herauszufischen, bevor die Benutzer Probleme bekommen; ... diese Liste ließe sich noch lange fortführen.
Unterstützen
Mit einem funktionierenden Rechner- und Softwarepark ist es natürlich noch nicht getan. Ziel des ganzen ist ja, daß die Benutzer die Rechner für ihre Zwecke einsetzen können. Deshalb helfen wir bei allen möglichen Problemen, ob nun ein Programm installiert werden muß, das wir bislang nicht kannten, ob jemand Probleme bei der Bedienung eines Programms hat, oder ob Hilfe bei der Fehlersuche angesagt ist. Die Computerkenntnisse unsere Benutzer sind recht unterschiedlich, aber fast alle können programmieren, und sie tun das auch bei ihrer täglichen Arbeit. Je nach Fertigkeiten werden dann schon einmal Fehler in die Programme eingebaut, die ohne fremde Hilfe nicht wieder zu entfernen sind. Ja, und dann gibt es auch noch Leute, die Hilfe benötigen, ohne es zu wissen; wenn jemand vier Rechner für ein parallel arbeitendes Programm anfordert, dann aber nur einen benutzt, dann zahlt sich die Systemüberwachung aus.
Dokumentieren
Zu guter Letzt möchte ich noch einen Punkt erwähnen, der zwar nicht direkt zur Arbeit eines Systemadministrators gehört, der aber trotzdem ungeheuer wichtig ist: was immer man tut, muß dokumentiert werden. Nichts ist ärgerlicher, als Stunden oder gar Tage mit der Fehlersuche zu verbringen, nur um ein paar Wochen oder Monate später an anderer Stelle vor dem gleichen Problem zu stehen -- und genauso lang an der Lösung zu arbeiten. Davon, daß möglicherweise auch andere Leute mit einem komplexen System umgehen müssen, will ich gar nicht anfangen.
Diese Aufgabe habe ich zusammen mit einigen anderen durch das Werkzeug Bugzilla in Angriff genommen. Neben der Dokumentation dient Bugzilla nämlich noch als To-Do-Liste, hilft bei der Kommunikation mit den anderen Admins und den Benutzern und kann die nach einem vollen Arbeitstag manchmal etwas beunruhigende Frage Was habe ich heute eigentlich getan? beantworten.
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