Archiv vom Januar 14th, 2007

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Beim Lesen des Wikipedia-Artikels über Schreiber bin ich auch auf die Diskussionsseite geraten und war einigermaßen erschrocken, wie es da zugeht. Kurz gesagt: wer Vorurteile gegenüber der Wikipedia hat, dürfte sie da bestätigt finden.

Schade. Sehr schade.

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Wenn man heutzutage einen Blick auf die Lohnabrechnung wirft, dann kann einen schon ein Schaudern überkommen: der Beitragssatz der Rentenversicherung ist inzwischen bei fast 20% angekommen — die Renten sind zum Ausgleich eher auf dem absteigenden Ast. Dazu kommen natürlich noch Zuschüsse aus Steuergeldern, die sich gewaschen haben — 2005 sollen es fast 80 Milliarden Euro gewesen sein. Irgendetwas stimmt da doch nicht.
Für mich war der Generationenvertrag der Quell allen Übels: wenn die Zahl der Rentner zunimmt (oder die der Arbeitslosen), dann steigen die Beiträge, dadurch wird Arbeit teurer, und die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Deshalb gibt es weniger Beitragszahler, und so weiter.

Gut, nach dem Krieg gab es zwar Renter, aber kein Kapital, aus dem man die Renten hätte zahlen können. Aber hätte man nicht damals gleich anfangen können, Vermögen aufzubauen? Die Beiträge wären dann anfangs etwas höher gewesen, aber die Situation sähe jetzt besser aus.
Wilfried Schreiber (den Namen habe ich zugegebenermaßen vor ein paar Tagen das erste Mal gehört) war da durchaus anderer Ansicht: Die Finanzierung der Rente aus angehäuftem Kapital sei nur für Einzelne möglich, nicht aber für eine ganze Volkswirtschaft. Das bezeichnet man auch als Mackenroth-These. Die Begründung ist denn auch sehr einleuchtend: Wenn ich im Alter einen großen Haufen Aktien (oder Geld) herumliegen habe, dann bringt mir das nicht viel — das kann man bekanntlich nicht essen. Erst dadurch, daß dann eine neue Generation arbeitet und (unter anderem) Nahrungsmittel produziert, bekommt mein Vermögen einen Wert; es stellt also sozusagen nur das Anrecht dar, von den dann Arbeitenden versorgt zu werden. Das aber kann man einfacher haben, wenn man auf die Sparerei verzichtet und stattdessen einen Generationenvertrag schließt.

Nichtsdestoweniger frage ich mich, ob man nicht kurzfristige Schwankungen (zum Beispiel durch hohe Arbeitslosigkeit) besser abfedern könnte, wenn zumindest ein Teil der Renten kapitalgedeckt wäre.

Auch sehr interessant sind übrigens die Punkte von Schreibers Rentenkonzept, die von der Politik nicht umgesetzt worden sind: eine Versicherungspflicht für alle, also auch Selbständige und Leute mit hohem Einkommen zum Beispiel; eine Frührente wollte er nicht zulassen.
Als Beitragssatz hatte er maximal 20 bis 22% vorgesehen — darin enthalten waren aber die Beiträge zur Solidargemeinschaft, also im wesentlichen die Krankenversicherung.

Als Rentenhöhe hat Schreiber 50% des letzten Bruttoeinkommens berechnet. Adenauer fand aber 70% schöner und entgegnete auf den Einwand Schreibers, man könne keine Rentenreform gegen die Mathematik machen, schließlich müsse er die Wahl gewinnen.

Ich glaube, diese Antwort ist auch heute noch ein allgemeiner politischer Leitsatz.

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