Archive vom Januar, 2009

Das Buch ist so toll.

Schrieb ich neulich, daß in Anathem Wissenschaftler wie Mönche und Nonnen in Klostern leben, so kann ich das nach den ersten einhundertfünfzig Seiten etwas genauer ausführen: in grauer Vorzeit hatte ein gewisser Cnoüs eine Vision, die von seinen beiden Töchtern unterschiedlich interpretiert wurde. Während die eine glaubte, er habe Gott gesehen und sich gegen die Götzenanbetung ausgesprochen, befand die andere, er habe eine Art Ding an sich gesehen, eine Welt bevölkert von platonischen Ideen, die er der Welt der Erscheinungen vorziehe.

Die erste Tochter wurde zur Religionsstifterin in einem durchaus christlichen Sinne; die zweite hingegen gründete die Maths, zu denen ich keine echtes Analogon in unserer Welt kenne -- außer vielleicht den sprichwörtlichen, aber ja nicht wirklich existenten Elfenbeinturm. Die Avout, die dort leben, könnte man am ehesten mit Mathematikern oder allenfalls theoretischen Physikern vergleichen: denn sie streben nach Erkenntnisgewinn nur um der Erkenntnis willen, jegliche Anwendung des erworbenen Wissens ist ihnen fremd.

Was die Lebensumstände innerhalb der Maths anbelangt, könnten sie denen in Forschungseinrichtungen unserer Welt nicht fremder sein; sie erinnern vielmehr an ein traditionelles Kloster: da ist die Disziplin, ein Regelwerk, das das gesamte Leben reglementiert -- es gibt sogar eine Liste mit Pflanzen, die im Garten erlaubt sind; da ist die Inquisition, die über die Einhaltung der Regeln wacht; da sind tägliche Andachten; und natürlich die tiefe Traditionsverbundenheit.

An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, daß die Welt von Anathem älter ist als unsere -- die Antike liegt siebentausend Jahre zurück, und auch das Praxic Age, das dem Industriezeitalter zu entsprechen scheint, liegt drei- oder viertausend Jahre in der Vergangenheit. Daher gibt es für manche Dinge, die uns neu sind, bereits eine jahrtausendealte Tradition.

Auch für Klapptische. Zwischen den großen Konzepten und der beeindruckenden Welt gibt es immer wieder Kleinigkeiten, die mich zum lachen bringen oder den Geek in mir ansprechen. Da ist zum Beispiel der Klapptisch aus Armeebeständen, der inzwischen das stolze Alter von zweieinhalbtausend Jahren erreicht hat, und dessen Mechanismus so kompliziert ist, daß der Protagonist auch nach einer Viertelstunde noch nicht in der Lage ist, den Tisch aufzustellen. Zum Glück gibt es eine Anleitung; diese ist allerdings lediglich fünfhundert Jahre jünger als der Tisch und daher in einer Sprache verfaßt, die nicht mehr ohne weiteres lesbar ist. Wer das nicht witzig oder doch wenigstens interessant findet, dürfte wohl kaum Freude an Anathem haben.

Ich dagegen habe nach zwei Kapiteln noch lange nicht genug. Mehr folge in Kürze.

[Edit: Typos, Übersetzung]

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Ich will auch!

Titel:

  1. Enya -- Watermark (64)
  2. Enya -- Cursum Perficio (62)
  3. Enya -- On Your Shore (61)
  4. Enya -- Storms in Africa (59)
  5. Enya -- Exile (59)
  6. Enya -- Miss Clare Remembers (58)
  7. Enya -- Orinoco Flow (58)
  8. Enya -- Evening Falls ... (54)
  9. Enya -- River (51)
  10. Enya -- The Longships (49)

Das seht jetzt, zugegeben, sehr langweilig aus, ist es aber nicht. Ich bin nichtmal ein so großer Fan, obwohl ich sie recht gerne höre. Allerdings habe ich in der ersten Jahreshälfte die beiden Alben, die ich digitalisiert besitze, fast jeden Morgen gehört.

Alben:

  1. Enya -- Watermark (588)
  2. Gerry Rafferty -- Night Owl (393)
  3. Enya -- Shepherd Moons (380)
  4. Gerry Rafferty -- Snakes And Ladders (370)
  5. Crosby, Stills & Nash -- CSN (326)
  6. Carole King -- Simple Things (320)
  7. Gerry Rafferty -- City To City (320)
  8. Crosby, Stills & Nash -- Daylight Again (282)
  9. Carole King -- Tapestry (277)
  10. Amazing Blondel -- Evensong (224)

Hier kann man schon eher meine wahren Favoriten erahnen: Gerry Rafferty, Carole King sowie Crosby, Stills, Nash und Young als Quartett, Trio, Duo oder auch Solo. Neuerdings darf es auch gerne mal Folk sein, und da sind Amazing Blondel gerade noch auf Platz 10 gerutscht.

Ja, und damit sind wir auch schon bei der wichtigsten Liste angekommen, nämlich der der Künstler:

  1. Gerry Rafferty (1085) [+1/+1]
  2. Enya (1028) [+1/+5]
  3. Toto (944) [-2/-2]
  4. The Alan Parsons Project (702) [+2/+1]
  5. Carole King (619) [0/-1]
  6. Crosby, Stills & Nash (608) [-2/-3]
  7. Stephen Stills (340) [+1/neu]
  8. ABBA (333) [neu/neu]
  9. Jethro Tull (286) [neu/neu]
  10. Steve Winwood (249) [-1/-1]

Im Vergleich mit der Liste von vor sechs Monaten hat sich nicht viel getan -- plus oder minus zwei Plätze sind nicht die Welt; und auch im Vergleich mit der Liste von 2007 ist da nicht viel mehr los. Die Neuzugänge haben ihr Erscheinen in den Top Ten wohl neu digitalisierten Alben zu verdanken. Ich bin halt doch ein recht konstanter Hörer.

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Zugegeben, geborgtes ist nicht dabei, aber ein neues und ein altes Buch kann ich bieten, oder jedenfalls eines, dessen Lektüre ich gerade beendet habe, und eines, mit dem ich vor kurzem begonnen habe.

Bei ersterem handelt es sich um Pratchetts Wee Free Men. Nachdem ich von Making Money ein wenig enttäuscht war, haben mich die blauen Männer wieder begeistert: Pratchett vom Feinsten, wenn auch nicht ganz so bissig -- aber dafür ist es ja ein Kinderbuch. Die Titelhelden sind in ihrer naiven, draufgängerischen Art einfach liebenswert, und der schottische Dialekt ist herrlich dargestellt.
Ansonsten ist das Buch so, wie Pratchetts Werke eben sind. Die Lektüre geht schnell von der Hand und macht Spaß; und wenn ich eben sagt, es sei nicht ganz so bissig, dann soll das nicht heißen, daß die Gesellschaftskritik ausgespart wäre. Sie nimmt nur einen nicht ganz so breiten Raum ein und ist vielleicht etwas zurückhaltender formuliert.

Neues gibt es von Neal Stephenson, einem meiner Lieblingsautoren. Ich glaube, auf ihn könnte ich weniger leicht verzichten als auf Pratchett: er schreibt zwar seltener, aber seine Werke unterscheiden sich viel stärker. Meine Einstiegsdroge Cryptonomicon spielte parallel im Zweiten Weltkrieg und der nahen Zukunft (inzwischen wohl schon Gegenwart) und handelte im weiteren Sinne von der Kryptographie. Der Nachfolger Baroque Cycle zeigte das Entstehen der Naturwissenschaften und des Finanzwesens zu Beginn der Aufklärung. In beiden Fällen hat mir Stephensons ruhiger Stil, der auf Spannungsbögen gerne verzichtet und stattdessen einfach Geschichten erzählt, sehr gefallen. Dabei beschreibt er oft Details, die wohl nur einem Geek auffallen können -- sei es die Abhängigkeit der mathematischen Leistungsfähigkeit vom Sexualleben (komplett mit Formel und Diagrammen!), oder auch die täglichen Nebensächlichkeiten, die im siebzehnten Jahrhundert doch so anders sind als im einundzwanzigsten.

Stephensons neuestes Werk, Anathem, spielt gar nicht auf der Erde, sondern in einer seltsamen Parallelwelt, in der Wissenschaftler als eine Art Mönche und Nonnen (Fraas und Suurs) in Klöstern (Maths) leben. Manche von ihnen nehmen nur einmal im Jahrzehnt, Jahrhundert oder gar Jahrtausend Kontakt mit der Außenwelt auf, während im Innern das Leben von einer riesigen mechanischen Uhr geregelt wird.

Das ganze (oder doch zumindest die ersten fünfzig Seiten) wird in einer Sprache erzählt, die einen das Kloster fühlen läßt. Ich war von der ersten Seite an gefesselt, aber ich finde die Lektüre auch anstrengend -- Anathem ist kein Buch, das man in einem Rutsch durchliest. Aber es verspricht ein lohnendes Unterfangen zu werden.

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Kurz vor Weihnachten in der Multimedia-Abteilung des hiesigen Kaufhauses. Ich irre durch die Gänge, als mir ein Regal mit der Aufschrift Alben ins Auge springt. Etwas verwundert registriere ich, daß dort unter anderem Fotoecken angeboten werden.

Aber ich finde ja auch den Zeitungsausriß, der an einer Tür des physikalischen Instituts klebt, unglaublich witzig: 5000 Liter Latex ausgelaufen.

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