Archiv vom Mai 3rd, 2006

Selbst wenn die Stromversorgung mit Kernenergie oder alternativen Energiequellen aufrechterhalten werden kann, so wird ein Mangel von Erdöl große negative Auswirkungen auf praktisch alle Bereiche des Lebens für alle haben.
So steht's in der Wikipedia.

Der Durchschnittsbürger (also Autofahrer) ärgert sich über den derzeit kräftig steigenden Ölpreis, weil dadurch sein geliebter fahrbarer Untersatz teurer wird. Die Wirklichkeit sieht aber viel schlimmer aus.

Ölquellen

Sieht man sich die Fördermenge (pro Zeitintervall) einer einzelnen Ölquelle an, so hat diese einen typischen Verlauf: mit Erschließung der Quelle steigt die Menge zunächst von Null immer weiter an, bis dann ein Maximum erreicht wird. Solange die Quelle noch "voll" ist, bleibt die Fördermenge mehr oder weniger konstant. Irgendwann ist die Quelle erschöpft, und ihre Fördermenge fällt wieder ab. Die gesamte Fördermenge der Welt, aber auch eines Staates oder einer Region ist natürlich die Summe Fördermengen der einzelnen Quellen. Sie schwankt deswegen auch. Um diese Schwankungen zu berechnen, muß man den genauen Verlauf der Fördermengen einzelner Quellen kennen — könnte man meinen. Diese Berechnung entspricht aber formal einer Addition von Zufallsvariablen, und der zentrale Grenzwertsatz besagt, daß unter erstaunlich schwachen Annahmen bereits folgt, daß das Ergebnis eine Gauß-Glocke ist.
Demnach wird also die Weltölproduktion zunächst immer schneller ansteigen, um dann irgendwann doch konstant zu werden und schließlich wieder zu fallen — ebenfalls immer schneller. Den Scheitelpunkt dieser Kurve, also den Punkt maximaler Ölproduktion, bezeichnet man als Peak Oil. Der Amerikaner Marion King Hubbert hat die Kurvenform aufgrund empirischer Untersuchungen bestimmt und das Maximum der amerikanischen Ölproduktion vorhergesagt (es lag im Jahre 1971).
Inzwischen ist der Gipfel der Ölproduktion außerhalb von OPEC und ehemaliger Sowjetunion bereits überschritten. Der weltweite Fördergipfel soll — je nachdem, wen man fragt — zwischen 2010 und 2020, vielleicht sogar schon früher liegen.

Der Preis ist heiß

In der Vergangenheit war der Ölpreis annähernd konstant — keine Selbstverständlichkeit, wegen der steigenden Fördermengen hätte er sinken müssen. Daß dies nicht der Fall war, liegt an der ebenfalls permanent steigenden Nachfrage. Selbst, wenn sich die Nachfrage hierzulande stabilisieren sollte — bei einem auf Wachstum ausgelegten Wirtschaftssystem nicht sehr wahrscheinlich — braucht man nur an die enorme Bevölkerungszahl in den Schwellenländern China und Indien zu denken, um eine Vorstellung der Bedarfsentwicklung der nächsten Jahrzehnte zu bekommen. Ist der Fördergipfel einmal überschritten, kann der derzeitige Bedarf nicht mehr gedeckt werden, eine gestiegene Nachfrage ist also erst recht nicht zu befriedigen. In einer Marktwirtschaft steigt dann der Preis, bis die Nachfrage weit genug gesunken ist. Mit anderen Worten: der derzeitige Anstieg des Ölpreises ist letztlich als permanent zu betrachten, auch wenn der Preis kurzfristig (zum Beispiel durch einen milden Winter) noch wieder sinken könnte. Langfristig wird es aber noch kräftig nach oben gehen.

Interessante Zeiten

Dann wird nicht nur das Autofahren teuer: viele Produkte werden heute über weite Strecken transportiert, sie würden sich also stark verteuern. Darüberhinaus ist auch die Landwirtschaft auf Öl angewiesen, da sie zum einen stark technisiert ist, zum anderen Öl einen wichtigen Rohstoff für Kunstdünger darstellt. Wenn diese Produkte sich verteuern oder durch verstärkten Personaleinsatz ersetzt werden müssen, dann werden natürlich auch die Preise für Lebensmittel anziehen; dadurch werden wir letztlich auf andere, bislang selbstverständliche Güter verzichten müssen.

Eines ist klar: die Vorstellung von glücklichen Bauern, die in Handarbeit glückliche Kühe melken, glückliche Felder bestellen und abends lustig im Kreise der Großfamilie Geschichten erzählen, ist zwar im Sinne von zurück zur Natur ganz romantisch; die Wirklichkeit wird aber doch eher unromantisch sein.

Hoffentlich können wir uns dann noch das Bloggen leisten, sonst müssen wir auf Zines umsteigen.

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