NOV
2005
In Berlin fand vorgestern und gestern die Zeitungskonferenz statt. Dort hat Franziska Augstein, Tochter des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein, einen Vortrag unter dem Titel Einfalt statt Vielfalt? gehalten. Sie hat darin auch dem Spiegel (und wohl vor allem dessen Chefredakteur, Stefan Aust) eine Verflachung des Niveaus vorgeworfen.
Die Spiegel-Redakteure zeigen sich ziemlich sauer und werfen ihr in einer Erklärung vor, zu ihren "Anwürfen" (so der Spiegel) nur durch die Enttäuschung, nicht den vollen Anteil ihres Vaters am Spiegel-Verlag geerbt zu haben, getrieben worden zu sein. Sie betonen weiter die hervorragende wirtschaftliche Stellung des Blattes (die von Franziska Augstein, soweit ich das beurteilen kann, nicht bezweifelt worden ist) und gehen dann auch auf die journalistische Qualität des Spiegel ein. Diese beurteilen sie -- naturgemäß, möchte man sagen -- als sehr gut.
Leider habe ich es nicht geschafft, mir den vollständigen Text der Rede zu beschaffen. Alles, was ich auftreiben konnte, sind der Abstract des Vortrages auf der Konferenz-Website und ein Auszug, der in der Newsgroup de.soc.politik.misc
gepostet wurde.
In diesen beiden Texten kann ich keine "Anwürfe" erkennen, obschon die Autorin sich nicht bemüht, ihr Anliegen hinter allzugroßer Höflichkeit zu verstecken. Dennoch bleibt sie in dem geposteten Ausschnitt sachlich; aus dem Abstract spricht darüberhinaus die Überzeugung, daß der beanstandete Niveauverlust Ergebnis allgemeiner Entwicklungen ist, nicht gezielte Einflußnahme einzelner Personen.
Für eine fundierte Bewertung des Streits wäre es allerdings nötig, den vollen Redetext lesen zu können.
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