Archiv vom April 15th, 2006

Wenn Finja prokrastiniert, ist das zwar schlecht für ihre Hausarbeit, aber gut für ihre Blogleser; die bekommen auf diese Weise nämlich einen ganz aufschlußreichen Artikel über die Rolle Islands für die Weltwirtschaft geliefert. Alle, die jetzt keine sagen wollen, haben natürlich unrecht (dafür bräuchte man auch keinen Artikel); Kanarienvogel träfe es schon eher.

An einer Stelle mußte ich aber doch kräftig den Kopf schütteln:
Ihre privaten Schulden sind inzwischen doppelt so hoch wie das - schon kräftig gestiegene - verfügbare Einkommen.
Hallo? Schonmal was davon gehört, daß man Größen verschiedener Dimension nicht vergleichen kann? Offensichtlich nicht. Liebe Herren Reis und Nikolov: Schulden haben gemeinhin die Dimension Geld, Einkommen hingegen Geld pro Zeit. Die Aussage, das eine sei größer als das andere, ist ungefähr so sinnvoll, wie der bekannte Spruch Nachts ist es kälter als draußen; um den Vergleich ziehen zu können, muß man das Einkommen schon auf einen Zeitraum beziehen. Gut, das werden die beiden wohl gemacht haben, aber warum sagen sie uns dann nicht, ob sie Wochenlohn, Monats- oder Jahreseinkommen gemeint haben?

Ein Stückchen tiefer tun sie es dann schon wieder:
Für Stirnrunzeln sorgen vor allem Islands Auslandsschulden: Sie liegen mehr als vier Mal höher als die laufenden Einnahmen aus Exporten, die traditionell vor allem Fisch und Aluminium umfassen
Für Stirnrunzeln sorgt hier vor allem die Dimensionsanalyse, die wiederum feststellt: Schulden sind Geld, laufende Einnahmen aber Geld/Zeit, erstere können also gar nicht vier Mal höher als letztere sein.
Im übrigen beschleicht mich hier der üble Verdacht, daß selbst unter Berücksichtigung des korrekten Zeitraums (ich vermute mal: ein Jahr) immer noch eine falsche Aussage dasteht, weil die Auslandsschulden gar nicht viermal höher als die jährlichen Exporte, sondern nur viermal so hoch wie diese sind.
Aber da kann ich mich natürlich auch irren.

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