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MAI
2012
MAI
2012
Ich habe schon wieder bei der Eule ein Stöckchen aufgesammelt: diesmal geht es um schlechte Bücher.
- Gibt es überhaupt schlechte Bücher? -- Oh ja. Schlecht (oder gar nicht) Lektoriertes finde ich ja noch erträglich, aber wenn die Geschichte selbst schlecht ist, hört der Spaß auf.
- Gibt es ein Buch das du gelesen hast, welches du absolut schrecklich fandest? Wenn ja, warum? -- Mein Lieblingsbeispiel: Mistwraith von Janny Wurtz. Ich habe es mir als Jugendlicher in einem (selbst damals raren) Moment fehlenden Lesestoffs gekauft, weil das Cover ganz nett war1 und ich die Idee einer Welt, die seit fünfhundert Jahren und einer immerwährenden Nebelglocke liegt, irgendwie faszinierend fand. Leider erwies sich die Geschichte als absolut pathetisch, im wesentlichen bestand sie daraus, daß zwei zerstrittene Brüder, von denen der eine Schatten, der andere Licht herbeizaubern konnte, den Nebel gemeinsam bekämpfen mußten. Zu allem Überfluß schien sich die Autorin nicht ganz einig zu sein, wie lang ein century denn nun sei: eintausend oder zehntausend Jahre? Eine andere Möglichkeit scheint sie übrigens nicht in Betracht gezogen zu haben. Ach so, und wer es klassisch mag: Der goldne Topf von E.T.A. Hoffmann war mir auch entschieden zu romantisch und zu schmalzig.
- Welches Buch würdest du nie lesen? -- Nie ist, wie der Angelsachse sagt, ein langes Wort. Aber wenn ich den starken Verdacht auf Pathetik habe (oder auf eine Reihe der Sorte Hast du eines gelesen, hast du alle gelesen), dann würde ich wohl die Finger davon lassen.
- Gibt es ein Buch, das du angefangen, aber nicht zu Ende gelesen hast? -- Ich bin ja eigentlich recht zäh, was ich anfange, lese ich in der Regel auch zu Ende (und sei es nur, um mit Fug und Recht eine schlechte Meinung zu haben); aber wenigstens in einem Falle habe ich unterwegs aufgegeben. Der Titel fällt mir nicht mehr ein (Vergessen ist ja eine Errungenschaft der Evolution ...), jedenfalls ging es um eine alternative Welt, in der die Azteken Europa angegriffen und besiegt haben und nun in einer Art Feudalherrschaft regieren. Wieder eine gute Idee, die schwach umgesetzt wurde. Details sind mir gnädigerweise entfallen, aber das stört hoffentlich niemanden.
- Welcher Buchcharakter ist dir am unsympathischsten? -- Oh, das ist wieder ein ganz anderes Kapitel. Unsympathische Charaktere haben für mich gar nichts mit schlechten Büchern zu tun. Spontan fällt mir die Night's Dawn-Trilogie von Peter F. Hamilton ein, an deren Ende sich herausstellt, daß eine in der Öffentlichkeit absolut unbekannte Person eine Art Ein-Mann-Weltregierung darstellt. Es ist kein Diktator im klassischen Sinne, er ist weder Sadist noch machtbesessen, sondern will einfach für sich selbst ein angenehmes (und ewiges) Leben, und dafür geht er ohne jeden Skrupel über beliebig viele Leichen. Überhaupt sind mir Charaktere, die sich sehr unmoralisch verhalten, zuwider, und wenn sie nicht als Bösewichte präsentiert werden, kann ich mich ziemlich über sie aufregen.
- Lässt du dich von schlechten Kritiken über ein Buch das du gerne lesen würdest beeinflussen? -- Gute Frage. Ich glaube, daß mich das nicht beeinflußt, aber mir fällt jetzt kein Beispiel ein, bei dem ich nach der Lektüre einer schlechten Kritik meine Entscheidung, das besprochene Buch zu lesen (oder nicht zu lesen), revidiert hätte. Gute Kritiken können mich hingegen schon beeinflussen.
- ja, ja, ich weiß [↩]
von kirjoittaessani