Archiv vom Oktober 17th, 2008

Reis! Welch ein Luxus! Ich lehne mich an die Wand der Bauhütte und löffele meine Schale leer. Nach dem Menü der letzten Woche -- morgens Müsli, abends Ramen-Nudeln -- kommt uns ein Beutel Fertigreis wie ein Festmahl vor. Aber Gewicht ist nunmal ein Problem, und so verzichten wir auf alles, was viel Wasser enthält oder länger kochen muß (und deshalb Gas kostet).

Morgen soll es endlich so weit sein: wir steigen über den Haut Glacier d'Arolla auf zum Col Collon, dem Paß, der uns nach Italien bringen soll.

Sehr viel weiter südlich, so haben wir beschlossen, soll es aber nicht mehr gehen. Da wir durch die Pause in der ersten Woche ein paar Tage verloren haben, ist Mailand kaum noch zu erreichen. Außerdem besteht allgemein wenig Interesse an einer Wanderung durch die Ebene. Stattdessen wollen wir in Italien östlich weiterwandern, um dann wieder in die Schweiz zurückzukehren.

Ich sehe mich auf den Plans de Bertol um, einem schmalen Tal zwischen Mont Collon und Douves Blanches. Einsam ist es hier, und gerade im Sonnenuntergang herrscht eine seltsame Stimmung: als wären wir die letzten Menschen, die in einer Wüste wie bei Mad Max unterwegs sind, aus der gelegentlich noch die Betonruinen einer vergangenen Zivilisation hervorragen. In Wirklichkeit sieht man hier nur die oberirdischen Teile eines ausgedehnten Netzes von teils künstlichen Seen und Bächen, die zu einem Wasserkraftwerk gehören.

Viel braucht man hier wahrlich nicht, um glücklich zu sein -- ein warmer Schlafsack, eine Schale Reis, und ein paar Quadratmeter waagerechter Fläche, auf die man sich legen kann.

Les Haudères scheint schon Ewigkeiten weit weg zu sein: obwohl es gerade 10 km Luftlinie und 1000 Höhenmeter sind, war es für uns der letzte Stützpunkt vor der großen Wildnis, die der südliche Alpenhauptkamm bildet: zum ersten Mal seit Beginn unserer Tour sind wir mehrere Tage unterwegs, ohne ein kleines Städtchen oder wenigstens ein größeres Dorf zu sehen. Die Beutel mit vorgekochtem Reis, die mich seit dort so gewichtig begleiten, bin ich jetzt los.

Ab morgen stehen wohl wieder Instantnudeln auf dem Speiseplan.

Mehr Bilder gibt's bei Smugmug, und den ersten Text der Serie bei mir.

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