Einträge mit dem Tag ‘Rezension’

Ah, Comics sind doch etwas Feines! Meine Begeisterung muß irgendwann in den frühen Teenager-Jahren angefangen haben. Asterix gab es bei uns zu Hause “schon immer”, aber eines Tages begann ich, mich durch die Comic-Abteilung der Stadtbibliothek zu arbeiten. Die Belgier hatten es mir besonders angetan: Spirou und Fantasio, Tim und Struppi, Lucky Luke. Noch besser war es freilich, wenn dazu noch eine futuristische Geschichte kam, und so wurden Yoko Tsuno und Blake und Mortimer meine Lieblingscomics. Warum also nicht einmal etwas fremdsprachiges abseits des Englischen probieren?

Professor Mortimer ist ein britischer Wissenschaftler, der seine Zeit lieber auf Exkursionen als im Labor verbringt. Dabei erlebt er immer wieder spannende Abenteuer, meist zusammen mit dem befreundeten Polizeihauptmann Blake. So auch in L'Enigme de L'Altantide: auf den Azoren stößt Mortimer bei der Erforschung einer Höhle auf einen seltsamen, radioaktiven Stein. Zusammen mit Blake will er der Sache auf den Grund gehen -- doch auch der ewige Bösewicht Olrik interessiert sich für die Entdeckung.

Letztlich landen sie -- der Titel läßt es bereits vermuten -- in Atlantis, das vor langer Zeit zwar im Meer versunken, aber durchaus nicht untergegangen ist. Dort geraten sie in eine Intrige, die sie mehrmals in Lebensgefahr bringt. Am Ende geht natürlich alles gut aus, immerhin ist das erst der siebte Band.

Das alles spielt sich im Kontext der Fünfziger ab: man ist ein wenig steifer als heutzutage, trägt grundsätzlich Anzug, und auch enge Freunde siezen sich (was im Französischen allerdings verbreiteter ist als bei uns). Dazu kommt eine starke Technikgläubigkeit, insbesondere Kernenergie ist Sinnbild des Fortschritts und der Umgang mit ihr recht sorglos; erst, als Mortimer in einer Höhle aus radioaktivem Gestein eine heftige Dosis abbekommt, wird dem Leser klar, daß dem Autor die Gefahr durchaus bewußt war. In Atlantis wird es dann futuristisch -- aus heutiger Sicht sind die gezeigten Bilder gleichzeitig modern und veraltet.

Den Zeichenstil, oft als Ligne Claire bezeichnet, finde ich persönlich sehr ansprechend. Durch den weitgehenden Verzicht auf Schraffuren und Farbnuancen sind die Bilder immer sehr klar und unverschwommen. Gerade die Landschaften und anderen Hintergründe sind aber trotzdem sehr detailliert gezeichnet, so daß die Bilder einen realistischen Eindruck machen. Ich habe übrigens festgestellt, daß sich meine noch etwas dürftigen Sprachkenntnisse hier positiv auswirken: da ich Sätze oft mehrmals lesen muß, verbringe ich viel mehr Zeit auf einer Seite, als das bei einer deutschen oder englischen Ausgabe der Fall wäre, und nehme so auch die Bilder viel intensiver wahr.

Am Text spart E.P. Jacobs übrigens auch nicht -- bei vielen Einzelbildern macht er die Hälfte der Fläche aus, manchmal auch mehr. So hat ist der Leser immer noch ein Leser, und die Bilder unterstützen die Geschichte nur.

Ein paar Worte zur Verpackung sollen natürlich nicht fehlen: der Band ist in Deutschland mit gut siebzehn Euro zwar nicht billig, aber dafür bekommt man zweiundsechzig vollformatige, farbige Seiten auf anständigem Papier und im festen Einband.

Letztlich gebe ich klar fünf von fünf Sternen. Die etwas flache Geschichte -- Wissenschaftler rettet zupackend und mutig die Welt -- empfinde ich aus heutiger Sicht betrachtet eher als liebenswert; selbst wenn man sie als Kritikpunkt zählt, so bieten die überragenden Zeichnungen, die genaue Beachtung von Details und die einfallsreiche Darstellung von Atlantis ein deutliches Gegengewicht.

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Ein Tsunami löscht innerhalb von Minuten fast alles Leben auf einem kleinen Südseearchipel aus. Unter der etwas wackeligen Ägide eines Jungen, den die Welle gerade während seiner Initiation zum Mann überrascht hat, findet sich ein Häufchen Überlebender zusammen. Außerdem ist da noch Ghost Girl, ein dreizehnjähriges Mädchen aus gutem britischem Hause, der die "Wilden" zwar etwas suspekt sind, andererseits aber auch willkommene Gelegenheit zur Auflehnung gegen gesellschaftliche Regeln. Während wir das Schicksal unserer buntgemischten Truppe verfolgen, lernen wir manches darüber, wie die Welt funktioniert und wie wir mit ihr umgehen. Daß man anständige Hosen tragen muß, um etwas entdecken zu können, weiß der Fan ja schon etwas länger...

So ganz fern der Scheibenwelt ist Nation doch ein echter Pratchett. Wie bereits in den späteren Scheibenweltromanen übt der Autor hier recht deutliche Gesellschaftskritik, und das Buch ist an manchen Stellen durchaus traurig, wenngleich der gewohnte Humor natürlich nicht zu kurz kommt.

Ja, und wenn der Erzähler am Schluß als the old man noch kurz aus der Anonymität heraustritt, dann werde ich das Gefühl nicht los, daß Pratchett sich hier selbst in seine Geschichte geschlichen hat. Überhaupt drängt sich dem Leser die Charakterisierung Spätwerk auf -- die Leichtigkeit etwa der Hexengeschichten scheint verflogen, und der Blick auf die Welt ist ein wenig melancholisch, aber doch voller Hoffnung.

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Guter Druck, ein angenehmer Satzspiegel, und das Titelbild mit dem Samurai, der eine Ecke vom Goban schlägt, verleihen der Kunst des Angriffs von Kato Masao einen angenehmen ersten Eindruck.

Wie sieht es mit dem Inhalt aus? Ich muß vorwegschicken, daß mein Blickwinkel nur ein sehr eingeschränkter ist: Wigo gibt als angemessene Spielstärke den 10. bis 3. kyu an, ich bin aber mindestens zehn Steine schwächer. Daß diese Diskrepanz nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, wurde bei der Lektüre auch schnell klar. Während ich das erste Kapitel, Grundlagen des Angriffs, noch recht gut verstand, war ich bei den Problemen des zweiten Kapitels durchweg überfordert. Das soll nicht heißen, daß ich an dem Werk keinen Gefallen gefunden oder keinen Nutzen daraus gezogen hätte -- vielmehr saß ich staunend vor den Aufgabenlösungen, die meist sehr anders aussahen, als meine eigenen, plumpen Überlegungen.

Das dritte und letzte Kapitel bringt schließlich kommentierte Partien aus Katos früher Profizeit. Den Aufbau (Grundlagen, Probleme, Partien) finde ich gelungen, und weil auch schwächere Spieler aus dem Buch -- vor allem, aber nicht nur, aus dem ersten Kapitel -- etwas mitnehmen können, gebe ich etwas vorsichtige vier von fünf Hoshi, äh, Sternen.

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Den größten Teil eines Jahres ist es schon her, daß ich den ersten Band von Otherland beendet habe. Man mag aus der Länge der Zeit ersehen, daß ich auch den zweiten Band, River of Blue Fire, nicht hochspannend finde.

Zunächst möchte ich ein paar knappe Worte zur Handlung verlieren -- ohne Spoiler, wie ich meine. Nachdem sich unsere Abenteurer gegen Ende des ersten Bandes endlich gefunden haben, begeben sie sich auf die Suche: eine ganz klassische Quest, wenn auch mit noch etwas unklar formuliertem Ziel. Nachdem die ersten Kapitel sich erfrischend handlungsreich präsentieren, erlahmt die Spannung dann doch wieder etwas. Eine Zeitlang beschlich mich die düstere Ahnung, daß der Autor die Möglichkeiten seines Sujets zugunsten einer simplen Episodengeschichte mit möglichst exotischen Schauplätzen verspielt. Etwa ab der Hälfte des Buches legte sich dieses Gefühl aber, und man bekommt den Eindruck, daß alle fortgeführten Handlungsstränge die Erzählung tatsächlich voranbringen.

Wie ich bereits zum ersten Band sagte, bin ich Romanen mit Längen durchaus nicht abgeneigt, solange diese Längen im Rahmen der Erzählung einen Sinn haben. Und wie beim ersten Band finde ich auch beim zweiten Teil von Otherland, daß nicht alle Längen diesen Sinn bieten. Ansonsten bleibt anzumerken, daß der Autor mit River of Blue Fire sicherlich eine schwierigere Aufgabe zu bewältigen hatte als beim Vorgänger. Konnte sich der Leser dort noch vom Unbekannten faszinieren lassen, so sind hier alle Handlungsstränge und Personen soweit bekannt, daß man sie in den Kontext der Geschichte einordnen kann. Das einzige große Rätsel, dessen Lösung man entgegenfiebern kann, ist der Gegenstand der Quest.

Eingedenk dessen (und der Tatsache, daß Williams das Ende diesmal besser gelungen ist), gebe ich dem Werk vier von fünf Sternen. Damit verbinde ich auch die Hoffnung, daß der qualitative Aufwärtstrend anhält und der dritte Band wirklich gut wird.

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Der Winter im allgemeinen und die Urlaubszeit zum Jahreswechsel im besonderen ist eine gute Zeit zum Lesen. Vor ein paar Tagen bin ich mit Amberville fertiggeworden, dem Erstlingswerk eines schwedischen Autoren, der unter dem Pseudonym Tim Davys schreibt.

Amberville ist ein Viertel in einer Stadt, die von Stofftieren bewohnt wird. Vieles ist dort ganz ähnlich wie bei uns Menschen, aber manches ist auch anders. Zum Beispiel bekommen Paare, die sich Nachwuchs wünschen, diesen von den Deliverymen ins Haus gebracht -- direkt aus der Stofftierfabrik. Dafür gibt es eine Liste, die Cub List, die im Umweltministerium geführt wird.

Genausowenig, wie Stofftiere geboren werden, sterben sie. Wenn sie alt sind, werden sie eines Nachts von den gefürchteten Chauffeurs abgeholt, und was dann mit ihnen geschieht, weiß niemand. Gerüchte besagen, daß es analog zur Cub List eine Death List gibt, die die Chauffeurs abarbeiten. Wer diese Liste erstellt, und ob sie überhaupt existiert, ist ungewiss.

Wenn aber ein Gangsterboss (eine Taube) nicht nur von der Existenz der Liste überzeugt ist, sondern auch davon, daß sein Name daraufsteht, und wenn er dann mit zweien seiner Gorillas (wirklich Gorillas) bei Eric Bear auftaucht und ihn erpreßt, um wieder von der Todesliste zu verschwinden; dann hat Eric ein Problem. Daß er sich ausgerechnet ein paar Typen aus seiner halbseidenen Vergangenheit sucht, um die unmögliche Aufgabe zu erledigen, ist auch nicht unbedingt hilfreich.

Zwischen den siebenundzwanzig numerierten Kapiteln, die die Geschichte der Gruppe um Eric Bear erzählen, finden sich etliche Extrakapitel. Aus diesen lernt der Leser im Laufe des Buches einige Geheimnisse kennen, die für die Auflösung des Rätsels nicht unwichtig sind.

Die Atmosphäre von Amberville ist durchweg recht düster, was im Zusammenhang mit den Stofftieren ungewohnt sein mag, aber gut zu dem Thema “Todesliste” paßt. Eine Kleinigkeit hat mich dann doch gestört, deretwegen ich auch nur vier von fünf Sternen vergeben mag: am Ende habe ich mich gefragt: Und? Was sagt uns das jetzt? Die Auflösung ist durchaus befriedigend, aber mir fehlen die Konsequenzen daraus -- wenn der Damm bricht, erwarte ich eben eine Flutwelle und nicht nur einen leichten Regenschauer.

Trotzdem: Davys' Debüt ist durchweg spannend geschrieben, das Thema ist interessant, und die Charakterisierung der Stofftiere hat mir sehr gefallen -- auf jeden Fall ein lesenswertes Buch.

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Daß Lycidas von Christoph Marzi in mein Bücherregal Einzug gehalten hat, ist fast schon Zufall gewesen: ich hatte zu Weihnachten ein Buch doppelt bekommen, aber kein weiteres Werk auf der Wunschliste. Also habe ich auf die Schnelle etwas herausgesucht, das einigermaßen interessant aussah -- und gleich einen Volltreffer gelandet.

Lycidas ist zunächst einmal Fantasy, oder, wie man früher sagte: Phantastische Literatur. Die Handlung spielt in einem sehr glaubwürdig dargestellten London, irgendwie wirkt das Buch aber auch sehr deutsch auf mich -- und das durchaus im besten Sinne. Auch wenn ich es nicht genau definieren kann, finde ich doch, daß Ende oder Krüss anders schreiben als etwa Tolkien oder Hobb; und auf eine ganz ähnliche Art unterscheidet sich auch Marzi von seinen angelsächsischen Kollegen.
Unterhalb Londons befindet sich die uralte Metropole, eine Stadt unter der Stadt. Sie ist genauso düster und dreckig, wie man es von einem Tunnelsystem erwartet, das über die dunkleren Ecken der U-Bahn betreten wird. Dort unten -- und manchmal, unerkannt, auch oberirdisch -- ist einiges lebendig, was Historie und christliche Mythologie zu bieten haben, aber immer auf eine ganz eigene Art.

"Rahel offenbarte dem Elfen, dass er hier arbeitet."
Mussten Engel arbeiten?
...
"Er arbeitet als Kundenberater in der CD-Abteilung."

Als erstes ist mir aufgefallen, daß Lycidas für ein Jugendbuch erstaunlich düster ist -- der Beginn der Geschichte in einem Waisenhaus der übleren Sorte ist nur der Auftakt. Diese Düsternis verbindet sich mit den lebendiggewordenen Mythen zu einer ganz eigenen Atmosphäre.

Als zweites fiel mir auf, daß sich fast alle Akteure siezen -- auch, wenn Erwachsene sich mit Zwölfjährigen unterhalten. Zusammen mit einer leicht altertümlich anmutenden Sprache, die aber die üblichen Fantasy-Klischees vermeidet, baut diese Eigenart die Atmosphäre ganz wunderbar aus.

Als dritte Eigenart von Lycidas möchte ich bemerken, daß der allwissende Erzähler gleichzeitig auch als handelnde Person auftritt. Diese ungewöhnliche Technik macht die Geschichte für mich sehr viel wirklicher, ganz so, als ob hier jemand ein Erlebnis erzählt und dabei die Geschehnisse, bei denen er nicht selbst anwesend war, aus anderen Quellen ergänzt.

Ich kann das Buch jedem, der Phantastisches abseits des Üblichen sucht und dabei einer düsteren Grundstimmung nicht abgeneigt ist, nur empfehlen.

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Es begab sich aber zu der Zeit, daß es der zivilisierten Welt ein großes Mysterium war, wie Polynesien besiedelt worden sei. Da kam aus einem Lande im Norden ein Mann daher und hielt die Gelehrten zum Narren: von Amerika aus seien die Menschen mit Flößen gekommen. Großes Gelächter erhob sich aus den Reihen der Wissenden: eine Floßfahrt auf dem Flusse sei wohl die eine Sache, auf dem offenen Meere dagegen sehe es ganz anders aus. Überdies sei Balsaholz zwar an Lande von überaus großer Leichtigkeit, sauge sich jedoch innert Tagen voll und gehe unter, so man zu Wasser bringe; weshalb die Flößer Ägyptens ihre Fahrzeuge an Land trockneten. Da sprach der Nordmann: Ihr glaubt mir nicht? Wohlan, so will ich selbst hinüberfahren.

Der Mann hieß Thor Heyerdahl, und in seinem Buch Kon-Tiki beschreibt er die erstaunliche Geschichte seiner Floßfahrt von Peru ins sechstausend Kilometer entfernte Tahiti. Heyerdahl und seine Mitstreiter gehen an dieses gewaltige Abenteuer mit einer interessanten Mischung aus Forscherdrang und Naivität heran. Letztere braucht man wohl auch, um sich mit einem Floß, von dem jedermann sagt, es werde nach ein paar Tagen untergehen, auf eine dreimonatige Reise über den Stillen Ozean zu begeben.

Solche kleine Krabben nun waren die Polizeipatrouillen Neptuns. Sie waren immer geschwind zur Stelle, wenn etwas Eßbares zu haben war. Als der Koch eines Tages einen fliegenden Fisch zwischen den Stöcken übersah, war dieser am nächsten Tag von acht bis zehn kleinen Krabben bedeckt, die ihn mit ihren Scheren in sich hineingabelten. Meistens waren sie ängstlich, verschwanden und versteckten sich, wenn wir kamen, aber achtern in einem kleinen Loch am Steuerklotz wohnte eine, die Johannes hieß und ganz zahm war.

Damit nicht genug: sie fahren auch noch abseits jeglicher Schiffahrtsrouten und sind deshalb wirklich auf sich allein gestellt.

Heyerdahls erfrischender Stil bringt dem Leser die Atmosphäre an Bord des Floßes sehr nahe. Dabei kommen einem die hundertein Tage der Überfahrt nie langatmig vor -- dafür sorgen schon die häufigen Einschübe, etwa zu Rapa Nui (der Osterinsel) und ihren steinernen Skulpturen.

Fast vergisst man die Gefahr und wünscht sich selbst an Bord...

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Zu Totleigh Towers hat Betram Wooster ein ganz eigenes Verhältnis: der Hausherr ist nicht nur ein Richter im Ruhestand, der ihm schon einmal eine Geldstrafe aufgebrummt hat; das Anwesen ist auch der Schauplatz der unrühmlichen Cow-Creamer-Episode, in der Bertie auf Veranlassung Tante Dahlias ein silbernes Milchkännchen in Form einer Kuh stehlen sollte.

'You won't come to Totleigh?'
'Not within fifty miles of the sewage dump.'

Als ihn ein Schulfreund, "Stinker" Pinker bittet, für einige Tage dorthin zu reisen, lehnt er zunächst rundheraus ab. Erst als die Verlobung der Tochter des Hauses mit Gussie Fink-Nottle brüchig wird, ändert er seine Meinung. Daß ihm dabei weniger das Glück der Beiden, sondern eher sein eigenes Junggesellendasein am Herzen liegt, dürfte niemanden wirklich überraschen.

Als erst alle Akteure versammelt sind, geht es in gewohnter Weise drunter und drüber: ein durchgedrehter Terrier, eine Bernsteinstatue auf Wanderschaft, ein sehr britischer Abenteurer und natürlich Roderick Spode sorgen für so viele Probleme, daß Jeeves gleich mehrfach helfend eingreifen muß.

On his own showing, he had for years been horning in uninvited on the aborigenes of Brazil, the Congo and elsewhere, and not one of them, apparently, had had the enterprise to get after him with a spear or to say it with poisoned darts from the family blowpipe. And these were the fellows who called themselves savages. Savages, forsooth!

Am Ende ist natürlich alles wieder in Ordnung. Das ist kein klassisches Happy End nach dem Moto Friede, Freude, Eierkuchen; aber die akuten Krisen sind beigelegt, und jeder geht seines Weges. Die zweihundert Seiten dahin sprühen in bekannter Wodehouse-Manier vor Sprachwitz, so daß ich das Buch wieder nur wärmstens empfehlen kann.

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England in den fünfziger Jahren: die alten Landsitze sehen zwar romantisch aus, aber ihre verarmten Eigentümer können sich weder Personal noch Reparaturarbeiten leisten. Schlimmer noch, manch einer muß sogar arbeiten gehen, um überhaupt noch über die Runden zu kommen. Im Familiensitz von Lord Rowcester tropft es zwar auch gehörig, aber immerhin gibt es noch eine Köchin und einen Butler. Seine Lordschaft betätigt sich unter Zuhilfenahme eines falschen Bartes gelegentlich als Buchmacher. Wenn allerdings das falsche Pferd gewinnt, birgt dieses Geschäft doch gewisse Risiken. Wie gut, wenn eine amerikanische Millionärin mit spiritistischen Interessen Gefallen an dem alten Gemäuer zeigt.

Zugegeben, Rowcesters Schwager, Sir Roderick, hat ein unnachahmliches Talent, zur falschen Zeit das Falsche zu sagen, und könnte bei den Verkaufsverhandlungen hinderlich sein. Doch der Butler ist niemand Geringeres als Jeeves, und der hat bekanntlich stets eine Idee parat.

Bertie Wooster taucht in dieser Geschichte übrigens nicht auf, er besucht eine Schule, um das Leben ohne Personal zu erlernen. Seine Abwesenheit tut das Ihre, um Ring for Jeeves ein ganz eigenes Lesegefühl zu geben.

Ring for Jeeves ist in meinen Augen einer der schwächeren Bände aus der Reihe. Zum einen gleitet Wodehouse' üblicher Wortwitz hier zu sehr in Richtung Slapstick ab, zum anderen fehlt mir der gediegene aristokratische Hintergrund der Geschichten. Zwar ist es durchaus ein Genuß anzusehen, wie der Autor sich über eben diesen Adel lustig macht, aber zu Jeeves gehört eben eine gediegenere Atmosphäre.

Ich habe das Buch trotzdem sehr genossen, im Kontrast zu den älteren Bände möchte ich aber einen (Bewertungs-)Stern abziehen.

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Eine Rezension zu einem neuen Jeeves-Band muß vor allem betonen, daß sich soviel gegen über den anderen Bänden gar nicht geändert hat. Geblieben sind der Sprachwitz, der leicht trottelige, aber unglaublich liebenswerte Bertie, sein übermenschlicher und doch so bescheidener Diener Jeeves. Außerdem natürlich das Leben in der britischen Oberschicht der (inzwischen) dreißiger Jahre -- eine Gesellschaft, in der niemand arbeiten muß, in der es keine Sachzwänge gibt, sondern höchstens gesellschaftliche Verpflichtungen.

Come at once. Travers.

Ganz besonders gilt das natürlich für die lieben Verwandten, denn die Familie läßt man unter keinen Umständen im Stich. Das heißt natürlich nicht, daß man sich nicht ein bißchen zieren kann oder die eine oder andere Aufgabe etwas erleichtern.

Perplexed. Explain. Bertie.

Als Bertrams Lieblingstante Dahlia ihn bittet, im örtlichen Gymnasium Schülerpreise zu verleihen, schiebt er seinen Freund Gussie vor. Der ist zwar ein Experte, was Molche anbetrifft, im menschlichen Umgang aber weniger gewandt -- ein Geek, würde man heute sagen. Als Berties Cousine ihre Verlobung löst, fährt er dann doch zu seiner Tante, um die Dinge ins Lot zu bringen.

What on earth is there to be perplexed about, ass? Come at once. Travers.

Einmal dort angekommen, steigt die Zahl der Konflikte, bei denen er seine Hilfe anbietet, ins Unermessliche. Leider tragen Berties Ideen nicht gerade dazu bei, die Probleme zu lösen, sondern erzeugen im Gegenteil nur neue Schwierigkeiten.

How do you mean come at once? Regards. Bertie.

Letztlich muß Jeeves dann die Dinge wieder richten, und er tut das in seiner üblichen Art: mit beinahe einem einzigen Kunstgriff lösen sich alle Animositäten in Wohlgefallen auf.

I mean come at once, you maddening half-wit. What did you think I meant? Come at once or expect an aunt's curse first post tomorrow. Love. Travers.

Neben dem subtilen Humor, der sich durch die Geschichten zieht, gefällt mir vor allem die Figur des Bertie Wooster. Seine Versuche, Freunden zu helfen, gehen zwar meist schief und bedürfen Jeeves' helfender Hand; aber er stellt sich nie völlig dämlich an. Und auch wenn oft alle auf ihn schimpfen, fabriziert er das Chaos in seiner Umgebung doch selten wirklich allein. Bei alledem genießt er das Leben und läßt sich den Spaß nicht nehmen.

When you say 'Come' do you mean 'Come to Brinkley Court'? And when you say 'At once' do you mean 'At once'? Fogged. At a loss. All the best. Bertie.

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