Archive vom March, 2011

Gewachsen sind sie. Also geht's jetzt an die frische Luft. Naja, jedenfalls raus aus dem Gewächshaus und rein ins Zimmer.

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Ah, Comics sind doch etwas Feines! Meine Begeisterung muß irgendwann in den frühen Teenager-Jahren angefangen haben. Asterix gab es bei uns zu Hause “schon immer”, aber eines Tages begann ich, mich durch die Comic-Abteilung der Stadtbibliothek zu arbeiten. Die Belgier hatten es mir besonders angetan: Spirou und Fantasio, Tim und Struppi, Lucky Luke. Noch besser war es freilich, wenn dazu noch eine futuristische Geschichte kam, und so wurden Yoko Tsuno und Blake und Mortimer meine Lieblingscomics. Warum also nicht einmal etwas fremdsprachiges abseits des Englischen probieren?

Professor Mortimer ist ein britischer Wissenschaftler, der seine Zeit lieber auf Exkursionen als im Labor verbringt. Dabei erlebt er immer wieder spannende Abenteuer, meist zusammen mit dem befreundeten Polizeihauptmann Blake. So auch in L'Enigme de L'Altantide: auf den Azoren stößt Mortimer bei der Erforschung einer Höhle auf einen seltsamen, radioaktiven Stein. Zusammen mit Blake will er der Sache auf den Grund gehen -- doch auch der ewige Bösewicht Olrik interessiert sich für die Entdeckung.

Letztlich landen sie -- der Titel läßt es bereits vermuten -- in Atlantis, das vor langer Zeit zwar im Meer versunken, aber durchaus nicht untergegangen ist. Dort geraten sie in eine Intrige, die sie mehrmals in Lebensgefahr bringt. Am Ende geht natürlich alles gut aus, immerhin ist das erst der siebte Band.

Das alles spielt sich im Kontext der Fünfziger ab: man ist ein wenig steifer als heutzutage, trägt grundsätzlich Anzug, und auch enge Freunde siezen sich (was im Französischen allerdings verbreiteter ist als bei uns). Dazu kommt eine starke Technikgläubigkeit, insbesondere Kernenergie ist Sinnbild des Fortschritts und der Umgang mit ihr recht sorglos; erst, als Mortimer in einer Höhle aus radioaktivem Gestein eine heftige Dosis abbekommt, wird dem Leser klar, daß dem Autor die Gefahr durchaus bewußt war. In Atlantis wird es dann futuristisch -- aus heutiger Sicht sind die gezeigten Bilder gleichzeitig modern und veraltet.

Den Zeichenstil, oft als Ligne Claire bezeichnet, finde ich persönlich sehr ansprechend. Durch den weitgehenden Verzicht auf Schraffuren und Farbnuancen sind die Bilder immer sehr klar und unverschwommen. Gerade die Landschaften und anderen Hintergründe sind aber trotzdem sehr detailliert gezeichnet, so daß die Bilder einen realistischen Eindruck machen. Ich habe übrigens festgestellt, daß sich meine noch etwas dürftigen Sprachkenntnisse hier positiv auswirken: da ich Sätze oft mehrmals lesen muß, verbringe ich viel mehr Zeit auf einer Seite, als das bei einer deutschen oder englischen Ausgabe der Fall wäre, und nehme so auch die Bilder viel intensiver wahr.

Am Text spart E.P. Jacobs übrigens auch nicht -- bei vielen Einzelbildern macht er die Hälfte der Fläche aus, manchmal auch mehr. So hat ist der Leser immer noch ein Leser, und die Bilder unterstützen die Geschichte nur.

Ein paar Worte zur Verpackung sollen natürlich nicht fehlen: der Band ist in Deutschland mit gut siebzehn Euro zwar nicht billig, aber dafür bekommt man zweiundsechzig vollformatige, farbige Seiten auf anständigem Papier und im festen Einband.

Letztlich gebe ich klar fünf von fünf Sternen. Die etwas flache Geschichte -- Wissenschaftler rettet zupackend und mutig die Welt -- empfinde ich aus heutiger Sicht betrachtet eher als liebenswert; selbst wenn man sie als Kritikpunkt zählt, so bieten die überragenden Zeichnungen, die genaue Beachtung von Details und die einfallsreiche Darstellung von Atlantis ein deutliches Gegengewicht.

1 Kommentar

Es wird Frühling. Jedenfalls ein bißchen.

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