Archive vom Januar, 2010

Vor ein paar Monaten bin ich über die Fernsehserie Herr und Meister gestolpert: in dreiundzwanzig Folgen erzählen Hugh Laurie und Stephen Fry allerlei lustige Geschichten über den Dandy Wooster und seinen Diener Jeeves. Die Serie basiert auf einer Reihe Bücher, die P.G. Wodehouse zwischen 1919 und 1974 (!) geschrieben hat.
Der Herr, das ist Bertram Wooster: er (oder zumindest seine Familie, in der Regel repräsentiert durch zwei Tanten) ist reich genug, um niemals einem Broterwerb nachgehen zu müssen. Er ist auch faul genug, um keinem besonderen Steckenpferd zu frönen, kein Ehrenamt zu bekleiden, oder sonstwie seine Zeit zu verbringen. Kurz: er läßt den Tag einfach an sich vorüberziehen, wenn er nicht gerade einer familiären Verpflichtung nachkommt oder einem seiner Freunde aus der Klemme hilft.
Der Meister, das ist Jeeves: Woosters Diener ist hochgebildet, weiß alles, kann alles, und ist nicht aus der Ruhe zu bringen.

‘Is Lord Pershore in, Jeeves?’
‘No, sir.’
‘Do you expect him back to dinner?’
‘No, sir.’
‘Where is he?’
‘In prison, sir.’
‘In prison!’
‘Yes, sir.’
‘You don't mean -- in prison?’
‘Yes, sir.’

Wooster mag im Gegensatz dazu etwas simpel erscheinen, aber das stimmt nicht wirklich: eigentlich kann er es sich bloß leisten, nicht nachzudenken -- dumm ist er keineswegs. Allerdings: wenn es darum geht, sich, seine Freunde oder Verwandten aus einer mißlichen Lage zu befreien -- das wiederkehrende Motiv der Geschichten -- dann verläßt Bertie sich besser auf Jeeves' Geistesblitze als auf seine eigenen Ideen. Sei es eine ungeliebte Verlobung, die es zu lösen gilt (natürlich ohne daß der betreffende Herr diesen Schritt selbst unternimmt), zerbrochene Bande, die wiederhergestellt werden wollen, oder das Abwerben von Hauspersonal: Jeeves hat immer die passenden Kniffe parat.

‘Mr Bickersteth called to see you this evening, sir, while you were out.’
‘Oh?’ I said.
‘Twice, sir. He appeared a trifle agitated.’
‘What, pipped?’
‘He gave that impression, sir.’

Die Spannung beziehen die Geschichten dabei weniger aus der Handlung, sondern vielmehr aus den Gegensätzen der beiden Hauptakteure, die doch so gut zueinander passen: beide sind sehr britisch, in der Oberschicht zu Hause; doch während Jeeves ruhig, stets korrekt und mit distinguierter Sprache auftritt, ist Wooster begeisterungsfähig, fahrig und schnodderig: er pflegt eine sehr einfallsreiche, saloppe Jugendsprache, die Verwandtschaft und Gäste regelmäßig empört (wenn sie ihn denn verstehen), der man seine gesellschaftliche Stellung aber durchaus anhört. Das versteht der Autor so gut und humorvoll umzusetzen, daß mich schon die Sprache allein begeistert. Ich muß gestehen, daß die Handlung dabei für mich oft im Hintergrund bleibt, obwohl ich die Streifzüge durch die höhere Gesellschaft durchaus nicht uninteressant finde.

Carry On, Jeeves, das ich gerade beendet habe, ist für mich -- sieht man von der Fernsehserie einmal ab -- erst die zweite Begegnung mit Jeeves und Wooster, aber sicher nicht die letzte. Um Nachschub brauche ich mir zum Glück keine Sorgen zu machen: dafür sorgt schon die Eule, die immer wieder mit einem verzückten Gesichtsausdruck und einem neuen Band vor mir steht.

‘Jeeves,’ I said, ‘this is a time for deeds, not words. Pack -- and that right speedily.’
‘I have packed, sir.’
‘Find out when there is a train for Cambridge.’
‘There is one in forty minutes, sir.’
‘Call a taxi.’
‘A taxi is at the door, sir.’
‘Good!’ I said. Then lead me to it.’

3 Kommentare

Wirklich witzige Google-Anfragen kann ich aus letzter Zeit leider nicht vermelden. Festzustellen bleibt lediglich, daß sich immer wieder Leute hierhin verirren, die auf ihre Fragen fast eine Antwort bekommen -- dann aber keinen Kommentar hinterlassen, sondern wortlos wieder abziehen. Wer nach povray mandelbulb sucht, will doch sicher den Code für das Fraktal in einer Form haben, die von PoV-Ray gelesen werden kann? Naja, vielleicht hilft es ja doch noch jemandem, wenn auch der ursprüngliche Besucher längst weg ist (siehe unten).

Außerdem: mein Hauptblog läßt sich wunderbar über Google finden; das Nibelungen-Projekt aber nur über die Blog-Suche. Das finde ich ein bißchen frustrierend, weil es für die Besucherzahlen alles andere als förderlich ist. Naja, vielleicht sollte ich trotzdem noch ein paar Seiten ablichten und vor allem auch transkribieren, damit die Suchmaschinen ein bißchen mehr Text zum Zerkauen haben.

So, das war's auch schon für heute. Ach ja, der Code:

#declare iteratex = function (x, y, z, a) {
a + pow(f_sphere(x,y,z,0),4)*sin(f_ph(y,z,x)*8)
*cos(f_th(y,z,x)*8)}
#declare iteratey = function(x, y, z, b) {
b + pow(f_sphere(x,y,z,0),4)*sin(f_ph(y,z,x)*8)
*sin(f_th(y,z,x)*8)}
#declare iteratez = function(x, y, z, c) {
c + pow(f_sphere(x,y,z,0),4)*cos(f_ph(y,z,x)*8)
}
isosurface {
function {
f_sphere(iteratex(iteratex(iteratex(x,y,z,x), iteratey(x,y,z,y), iteratez(x,y,z,z), x),
iteratey(iteratex(x,y,z,x), iteratey(x,y,z,y), iteratez(x,y,z,z), y),
iteratez(iteratex(x,y,z,x), iteratey(x,y,z,y), iteratez(x,y,z,z), z), x),
iteratey(iteratex(iteratex(x,y,z,x), iteratey(x,y,z,y), iteratez(x,y,z,z), x),
iteratey(iteratex(x,y,z,x), iteratey(x,y,z,y), iteratez(x,y,z,z), y),
iteratez(iteratex(x,y,z,x), iteratey(x,y,z,y), iteratez(x,y,z,z), z), y),
iteratez(iteratex(iteratex(x,y,z,x), iteratey(x,y,z,y), iteratez(x,y,z,z), x),
iteratey(iteratex(x,y,z,x), iteratey(x,y,z,y), iteratez(x,y,z,z), y),
iteratez(iteratex(x,y,z,x), iteratey(x,y,z,y), iteratez(x,y,z,z), z), z), 2)
}
}

[Edit: Typo in den Metadaten]

Kommentare deaktiviert für Gefindet

Dumme Gedanken

Immer, wenn ich in den letzten Tagen auf unser Betriebsgelände gekommen bin, mußte ich an Eis denken1: die festgefahrene Schneedecke sieht mit dem dunklen Splitt wie Stracciatella aus, und die dünne Schicht leicht dreckigen Schnees darüber hat fast genau die Farbe von Nußeis.

Musikalisch

Aber eigentlich wollte ich ja etwas ganz anderes erzählen, etwas über iTunes nämlich. Ich benutze dieses Programm zum Musikhören und zum Verwalten meiner Sammlung, außerdem für den einen oder anderen Podcast. Den Store habe ich bislang noch gar nicht benutzt, und meinen iPod verwende ich auch nur noch sehr selten -- im Grunde könnte ich also auch auf andere Software ausweichen. Allerdings funktioniert iTunes klaglos, ist gut ins System integriert (jedenfalls auf dem Mac), und eine echte Alternative kenne ich auch nicht2

Mißtöne

Trotzdem gibt es gelegentlich Punkte, die mich stören. Da ist zum einen einiges an Kleinkram, über den man aber ganz gut hinwegsehen kann. So läßt sich beispielsweise bei jedem futzeligen kleinen Tool die, äh, Toolbar3 nach Lust und Laune den eigenen Vorstellungen anpassen; diese Funktion bringt das System mit, so daß der Anwendungsprogrammierer nur noch wenig Arbeit damit hat. Trotzdem geht es by iTunes nicht. Oder die Smart Playlists4: Mehrere Kriterien lassen sich logisch per und oder oder verknüpfen, aber nicht mit beiden5. Allerdings läßt sich dieses Problem (das ganz ähnlich auch bei Apple Mail besteht) durch Verschachteln von Smart Playlists ganz gut umgehen.

Bewertet

Zwei Sachen sind aber sozusagen etwas größer: der Umgang mit Alben, und das Bewertungssystem.
Letzteres ist sehr einfach -- und genau deshalb macht es auf mich den Eindruck, etwas lieblos an das Programm angeklatscht zu sein: man kann jeden Titel mit einem bis fünf Sternen bewerten. Die Sterne erscheinen dann in den Titellisten, und man kann sie von Smart Playlists auswerten lassen6. Das war es auch schon. Halt, eine Kleinigkeit gibt es doch noch: wenn man komplette Alben bewertet, dann wird diese Bewertung auf alle enthaltenen (unbewerteten) Titel übertragen, aber bei diesen erscheinen die Sterne nur als Umrisse. Umgekehrt wird die Bewertung eines Albums aus den Bewertungen der Einzeltitel berechnet7.

So weit, so gut (oder auch nicht). Solch eine simple Bewertungsfunktion ist irgendwie auf dem Stand der neunziger Jahre8 stehengeblieben. Meine Durchschnittsbewertung liegt knapp über vier9 -- Noteninflation halt. Hier wäre Platz für ein grundlegend neues Konzept. Wie das genau aussehen soll, weiß ich auch nicht; aber die Grundidee ist, daß der Hörer keine absoluten Bewertungen mehr vergeben muß; stattdessen könnte man zum Beispiel verschiedene Titel gegeneinander bewerten, und das Programm berechnet daraus eine Gesamtbewertung. Oder die Titelbewertung baut sich langsam auf, und man gibt nach jedem Hören nur an, ob man den Titel gerade besser oder schlechter als seine Bewertung findet; diese wird dann in kleinen Schritten angepaßt10. Oder noch eine ganz andere Idee -- irgendeinem Programmdesigner wird schon etwas Schlaues einfallen.11

Albus, -a, -um

Jetzt muß ich mich, glaube ich, mal wieder als furchtbar altmodisch outen. Mit dem Durchbruch von mp3 und ähnlichen Formaten hat sich der Musikkonsum12 wohl ziemlich auf Einzeltitel konzentriert. Das Album hat sich einigermaßen überlebt.

Naja, bei mir halt nicht. Ich bevorzuge es immer noch, ganze Alben zu hören -- für mich sind das Gesamtkunstwerke, da gibt es einen Spannungsbogen ganz ähnlich wie bei einem guten Buch, und manchmal wird sogar eine richtige Geschichte erzählt13.

Nun ja, so ganz tot ist es auch wieder nicht: iTunes gruppiert Titel zusammen, die dem gleichen Album entstammen, und stellt das Coverbild neben der Titelliste dar. Außerdem kann man den Zufallsgenerator ("Shuffle") so einstellen, daß statt einzelner Stücke ganze Alben abgespielt werden. Schließlich gibt es noch die Bewertungsübertragung, von der ich oben schon geschrieben habe.

Trotzdem finde ich, daß man da noch einiges tun könnte: so benutze ich gerne Smart Playlists, um gut bewertete Titel zu suchen, oder solche, die ich länger nicht gehört habe. Oft finden sich dann aber wirklich nur einzelne Titel statt ganzer Alben: vielleicht habe ich letzte Woche mitten in einem Album aufgehört, und die letzten Titel sind jetzt zwei Wochen älter als die ersten; oder ich habe nicht alle Titel gleich bewertet, so daß ich jetzt nur einen Teil in der Fünf-Sterne-Liste wiederfinde.

Schön wäre es, wenn Smart Playlists besser mit Alben umgehen könnten; ich fände es zum Beispiel praktisch, eine Liste länger nicht gehörter Alben zu haben statt immer nur einzelne Titel.

[Edit: English]

  1. Will sagen, an Speiseeis; von der anderen Sorte gibt's derzeit eh genug. []
  2. Wieder: auf dem Mac. Unter anderen Systemen mag das anders aussehen. []
  3. Also der obere Bereich des Fensters, in dem gerne diverse Icons erscheinen, um häufige Befehle schnell ausführen zu können. []
  4. Das sind automatische Zusammenstellungen von Musiktiteln anhand von Regeln. []
  5. Also: ich kann nicht alle Titel auswählen, die ich besonders gut bewertet habe und die entweder aus den 70ern stammen oder Folk sind. []
  6. Man könnte etwa eine Liste mit allen Titeln, die mindestens vier Sterne haben, erstellen. []
  7. Wieder vorausgesetzt, daß man das Album nicht explizit selbst bewertet hat. []
  8. Man könnte auch sagen: des vorigen Jahrhunderts. []
  9. Bei Lovelybooks liege ich sogar bei 4,3 ... []
  10. Falls das unklar war: ein neuer Titel hat meinetwegen eine Bewertung von 3. Nach dem ersten Hören sage ich der ist aber besser, und das Programm erhöht die Bewertung meinetwegen auf 3,5. Beim zweiten Mal finde ich ihn immer noch besser, und er rutscht auf 3,8 -- und so weiter in immer kleineren Schritten. []
  11. Ich habe mich gleich mal in die Wunschliste eingetragen:

    What I would like to see in a future iTunes version is a truly innovative rating system. Instead of assigning a fixed number of stars per title, something that evolves as I build up my library and listen to music would be great.

    For example, once I have assigned preliminary stars to a new title, iTunes might allow me to compare it to other titles with a similar rating (say, while listening to the track). iTunes could then adjust its rating accordingly. Globally adjusting ratings in order to use the full spectrum of one to five stars might also be useful. Currently, the average rating in my library is slightly above four stars, however it is hard to correct this manually.

    []

  12. Von Konzerten mal abgesehen. []
  13. Und Vinyl finde ich toll. Nur das Laufwerk paßt nicht in meinen Rechner. Schnüff. []
Kommentare deaktiviert für Einmal Stracciatella und Nuß, bitteenglish

Das Wort des Tages: Unbill. Außerhalb alter Texte (oder der Fantasy-Literatur) hört man es äußerst selten. Heute aber bat unser IT-Dienstleister, diese zu entschuldigen: ein zentraler Dienst ist vor Weihnachten ausgefallen, der Hersteller arbeitet immer noch an der Behebung des Problems.

Außerdem: Ich habe mich in einem Irrgarten aus Wenn-Dann-Abfragen verlaufen und ein Softwarepaket an zwei Stellen repariert, aber gleichzeitig an drei anderen kaputtgemacht. Bis die Reparatur dann getestet war, ging es schon stark auf acht zu. Naja, wer früh nach Hause will, sollte im Fenster mit den Build-Resultaten vielleicht ganz bis nach rechts scrollen. Dann sähe man nämlich die roten Balken.

Und: Während ich auf den Buildservice warte, bereite ich diesen Blogeintrag in einem TextEdit-Fenster vor. Das Programm mag aber den Satzanfang Naja nicht und ersetzt ihn automatisch durch Anja. Zum Glück kann man das abschalten.

Und zu guter Letzt: Der neue Mandelbulb-Film ist fertig. Es hat ein paar Wochen gedauert, ihn zu berechnen; aber für glatte Kanten und eine höhere Framerate hat ich der Aufwand gelohnt.


Kommentare deaktiviert für Vom Tage