Archiv vom Mai 29th, 2009

Gestern habe ich zum zweiten Mal meinen Scrobbler -- also die Anbindung an last.fm -- deaktiviert. Das kam so: meine Daten sind mir lieb und teuer; und wann ich welche Musik höre, ist eigentlich ziemlich privat. Trotzdem finde ich last.fm eine witzige Idee. Die tolle Community (wie etwa bei LovelyBooks) habe ich dort nicht gefunden, aber die Statistikfunktionen sind schon ganz nett.

Nun ja, ich war schon hin- und hergerissen, als ich mich dort angemeldet habe. Letztlich hat die Neugier gesiegt, und meine Playlisten fanden sich fortan online. Ich bin natürlich davon ausgegangen, daß Außenstehende nur auf genau die Daten Zugriff haben, die auf der Seite finden; alles andere hat der Anbieter für sich zu behalten oder zu löschen.

Dann tauchte bei Slashdot das Gerücht auf, daß last.fm Benutzerdaten -- das heiligste, was ein Web-2.0-Dienst hat -- an die RIAA weitergegeben habe. Das wurde (natürlich, möchte man hinzufügen) von last.fm dementiert. Ich war jedenfalls einigermaßen geschockt und habe meinen Scrobbler für ein paar Tage deaktiviert.

Irgendwann hat sich meine ganz persönliche Aufregung aber gelegt, und ich habe last.fm either wieder benutzt -- jedenfalls bis gestern. Dann kam erneut eine Meldung über Slashdot herein und verwies auf einen Artikel bei TechCrunch: demnach ist das Dementi damals dem Buchstaben nach wahr gewesen, weil die Daten über nicht direkt, sondern über Umwege an die RIAA geflossen seien.

Das war für mich dann Anlaß, den Scrobbler ein weiteres Mal zu deaktivieren. Danach habe ich aber ein bißchen tiefer gebohrt als sonst -- und bin auf einige Ungereimtheiten gestoßen. Zum Beispiel gibt es -- anders als bei TechCrunch zu lesen -- sehr wohl ein klares Dementi ohne Weasel Words, nämlich beim Wall Street Journal. Bei TechCrunch selbst scheint auch nicht alles eitel Sonnenschein zu sein; jedenfalls deuten einige der Kommentare darauf hin, daß die Betreiber beim Moderieren recht eifrig sind; bei der Diskussion im Last.fm-Forum kommen sie dann auch nicht besonders gut weg.

Die ganze Sache sieht irgendwie ganz schön schmutzig aus. Was auch immer hier die Wahrheit sein mag, ich weiß auch nicht, was ich tun soll: einerseits liegen meine Daten ziemlich offen auf dem Server -- auch wenn sie nie an Dritte weitergegeben worden sind; andererseits bietet last.fm ganz nette features, und der Dienst paßt schon sehr zum Web 2.0.

Mal sehen, was die nächsten Tage so bringen.

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