Archiv vom März 1st, 2006

Seit einiger Zeit befindet sich ein Buch von John Crowley in meiner Wunschliste. Es heißt Lord Byron's Novel: The Evening Land und handelt von einem Roman, den Lord Byron nicht geschrieben hat. Das kam so: im verregneten Sommer von 1816 hockten Lord Byron, Percy und Mary Wollstonecraft Shelley, Claire Clairmont, Matthew Lewis und John Polidori in einem Haus am Genfer See. Dort lasen sie Fantasmagoriana, eine ins Französische übersetzte Sammlung deutscher Sagen.
Daraufhin verkündete Byron[1]: We will each write a ghost story.
Mary Shelly schrieb daraufhin Frankenstein, und auch einige der anderen Gäste verfaßten Romane. Von Lord Byron gibt es hingegen nur das Darvell-Fragment, ein kurzer Abriß über eine Reise nach Ephesus, der wohl am Tage nach der Ankündigung geschrieben wurde; laut Elizabeth Hand ist er nicht besonders beeindruckend.

In seinem Roman geht Crowley davon aus, Byron habe doch eine Geschichte geschrieben, die dann allerdings verschollen sei; als das Manuskript dann endlich wieder auftaucht, ist es zudem auch noch verschlüsselt. Crowley erzählt nun in a sort of Da Vinci Code for smart people [Hand] parallel Byrons Roman und die Geschichte der Entdeckung des Manuskripts. ich stelle mir das ein bißchen wie Momo vor.

Warum aber haben Byron und seine Freunde die Zeit mit Lesen im Haus verbracht, statt sich ein bißchen frische Luft zu gönnen? Weil 1816 der Sommer ausgefallen ist. Das wiederum lag am Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien, der bei der Gelegenheit eine Myriade Menschen umgebracht hat. Eines der verschütteten Dörfer hat Haraldur Sigurdsson[2] jetzt freigelegt, wie Spon berichtet.

Noch eine kleine Anekdote zum Schluß: Byrons Tochter Ada Lovelace spielt in dem Roman eine wichtige Rolle. Sie ist auch in Wirklichkeit berühmt geworden, und nach ihr ist sogar eine Programmiersprache benannt worden.

[1]So schreibt Elizabeth Hand in ihrer Rezension, die mich das Buch auf meine Liste setzen ließ. Publishers Weekly, zitiert nach Amazon, schreibt die Aussage dagegen Mary Shelley zu.

[2]Dieser Name taugt auch für eine Geschichte!

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