Archiv vom Dezember 20th, 2005

Seit einiger Zeit fällt mir auf, daß es bei Jugendlichen im Alter von, sagen wir mal, Sechzehn bis Achtzehn (zumindest teilweise) üblich zu sein scheint, sich mit Handschlag zu begrüßen und zu verabschieden.
Zu meiner Zeit (ach herrje), also vor gut zehn Jahren, haben das höchstens die bravsten der braven gemacht.

Wie sich die Zeiten ändern...

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Mir ist gerade erst aufgefallen, daß ich den Rest meines Artikels zu Laird Barrons Imago Sequence schuldig geblieben bin.

Viel mehr habe ich allerdings auch nicht zu sagen: Barron beschreibt die Jagd nach der zweiten und dritten Fotographie der Imago Sequence, die unter den Titeln Parallax Beta und Imago bekannt sind (die erste, die die Geschichte eröffnet, heißt Parallax Alpha). Die Suche wird zunehmend seltsamer und verstörender, und Barron schafft es wirklich, einen Spannungsbogen aufzubauen, der durch die zunehmende Gewöhnung des Lesers nicht zerstört wird.
Seine "andere" Thematik alleine hebt die Geschichte positiv von gewöhnlichen Horror-Romanen und ihren Gespenstern, Untoten oder Serienmördern ab. Besondere Anerkennung verdient in meinen Augen das Ende — bei vielen Geschichten ein kritischer Punkt. The Imago Sequence verzichtet auf das (leider) übliche Geheimrezept-Ende, bei dem nur das richtige Mittel — Holzpflöcke, Kochsalzlösung, Knoblauch — gefunden werden muß, um dem Spuk ein Ende zu setzen. Trotzdem plätschert die Geschichte nicht einem ausgeblendeten Popmusikstück gleich vor sich hin, sondern hat ein definitives, "komponiertes" Ende.

Hoffentlich gibt es in Zukunft mehr von Barron.

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Hayden Griffin was plucking a fish when the gravity bell rang.
Romane, die so anfangen können eigentlich nur gut sein. Sun of Suns von Karl Schroeder beschreibt eine Welt, die sich in einem riesigen Ballon entfaltet. Den Bewohnern ist das in der Regel nicht bewußt, denn sie bekommen die Ballonhülle nie zu Gesicht. Sie leben inmitten eines schwerelosen Luftmeeres in Städten, die auf rotierenden Ringen gebaut sind.
Ihre Welt wird beleuchtet und geheizt von künstlichen Sonnen, die morgens ein- und abends wieder ausgeschaltet werden. In dieser Welt ist Winter ein Ort, und Fische müssen vor der Zubereitung gerupft werden.

Einen Text (dem Anspruch, Kritiken zu verfassen, möchte ich mich lieber nicht stellen) zu einer gerade erst angefangenen Geschichte zu schreiben, ist natürlich ein bißchen verwegen, aber beim letzten Mal habe ich es auch nicht bereut.

Mit heutigen Mitteln wäre ein Ballon, der fast so groß ist wie die Erde, wohl kaum zu bauen; ihn in eine Umlaufbahn um die Vega zu bringen, wäre gleichfalls aussichtslos. Sieht man von diesen "äußeren" Faktoren ab, so findet man in Sun of Suns nicht viel, das als Science Fiction zu klassifizieren wäre: Lediglich die Sonnen zeugen von einer fortgeschrittenen Technik. Der Bau solcher überdimensionaler Glühbirnen sollte aber mit heutigen Mitteln durchaus machbar sein. Ansonsten befindet sich Schroeders Zivilisation auf einem vor- oder bestenfalls frühindustriellen Stand. Die Geschichte, die sich vor diesem Hintergrund entwickelt, handelt — zumindest vorerst — von Politik, von Intrigen, und von Krieg. Der Autor hat sie in seinem Blog als Piratengeschichte bezeichnet. Diese Themen mögen sehr altbacken anmuten, aber weil in Virga — so heißt der Ballon — alles Denken und jede Handlung von der Schwerelosigkeit und dem durch die Dreidimensionalität ins unermeßliche gewachsenen Raum beherrscht wird, ist die Geschichte neu und spannend.

Den Anfang von Sun of Suns kann man übrigens bei Analog online lesen.

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