JUN
2005
Unter einer Proboscis versteht man unter anderem den Saugrüssel, den manche Insekten verwenden, um ihre Beute zu verspeisen. Wenn unter diesem Titel eine Geschichte aus dem Horror-Genre erscheint, kann man eine sehr blutige (und schleimige) Erzählung erwarten.
Laird Barron verzichtet in seiner im Februar erschienenen Geschichte aber völlig auf diese Zutaten: es passiert nicht viel mehr, als daß die Hauptpersonen in einem abgewrackten Auto durch gottverlassene Gegenden fahren und sich mit diversen Drogen zudröhnen.
Trotzdem ist es lange her, daß ich eine so gute Horrorgeschichte gelesen habe -- eine, während deren Lektüre sich ein ungutes Gefühl in der Magengegend ausbreitet, weil man das Gefühl hat, daß gleich etwas schreckliches passiert; eine, nach der man erstmal kräftig schlucken muß, weil die Welt irgendwie aus den Fugen geraten ist.
Allerdings gibt es auch Leser, die gar nichts damit anfangen können.
Laird Barron hat erst vor ein paar Jahren seine erste Geschichte veröffentlicht. Ich habe von ihm außer Proboscis nur Old Virginia gelesen; diese Kurzgeschichte (oder novelet, wie sie bei F&SF heißt) hat mir auch gefallen, sie ist aber sehr viel expliziter in der Handlung.
Bleibt zu hoffen, daß wir in Zukunft mehr von ihm hören.
von kirjoittaessani